Diashows mit Aperture 3 – so gut wie mit Fotomagico?

Apple Aperture 3 vs. Boinx FotomagicoEs ist keine 12 Monate her, da war ich anlässlich der Fotoauswertung meines Deutschlands-Tripps auf der Suche nach einem Diashow-Programm, welches einmal den aus iPhoto bekannten Ken-Burns-Effekt beherrscht und das zudem eine HD-Ausgabemöglichkeit besitzt. Letztendlich leistete ich mir dann das Programm Fotomagico Pro und war BTW am Ende auch zufrieden mit meiner Wahl.

Nachdem aber Apple Aperture mit Version 3 nun ebenfalls den HD-Export anbietet, Ken-Burns natürlich als Apple-Programm sowieso, habe ich mir mal zu Hause die Testversion auf meinem Mac Mini installiert, um zu sehen, ob Aperture 3 mit Fotomagico bezüglich der Diashow-Produktion mithalten kann. Ist natürlich ein rein subjektiver Text.

Benutzeroberfläche
Um in Aperture eine Diashow zu erstellen, markiert man das Album bzw. die Bilder, die darin erscheinen sollen und wählt dann ABLAGE > NEU > DIASHOW. Nach der Wahl einer Diashow-Vorlage (Bild) – man kann diese jederzeit auch nachträglich ändern – erscheint auch schon das Editor-Fenster und die Show ist als Projekt in der Mediathek angelegt. Praktisch finde ich ganz grundsätzlich, wenn ich mich nicht groß ums Sichern kümmern muss. Das ist bei Aperture der Fall. Jede Änderung wird sofort gespeichert. Stürzt Aperture einmal ab – was leider auch mal der Fall war – dann kann man beim aktuellsten Stand weiterarbeiten.

Die Einteilung in Aperture finde ich übersichtlich: links die Mediathek (1), in der Mitte das aktuell gewählte Bild (»Bühne«) (2), unterhalb die Zeitleiste (»Storyboard«) (4) und rechts die Einstellmöglichkeiten (3).

Aperture 3 Screenshot

In Fotomagico lädt man sich die Bilder über das Menü Diashow ein oder zieht sie aus dem Bilder-Dialog am rechten Rand in das Programm. Man kann direkt auf die iPhoto-/Aperture/Lightroom-Galerien zugreifen. Es wird nicht automatisch gesichert, sondern nur auf Anweisung des Anwenders hin. Die Seiteneinteilung ist genauso getroffen wie bei Aperture, also ebenfalls sehr übersichtlich .

Storyboard editieren.
Die Prästentationsreihenfolge der Fotos kann in Lightroom zunächst einmal global eingestellt werden. Zur Wahl stehen u. a. das Sortieren nach Datum, Name oder Bewertung (Bild). Praktisch ist, dass man die Bildauswahl in der Zeitleiste auch flexibel über Filter eingrenzen kann.
Natürlich können die Dias nach Belieben in der Zeitleiste mit der Maus verschoben oder per Druck auf die Löschtaste entfernt werden.

In Fotomagico gibt es leider keine globale Sortiermöglichkeit. Es wird nach Dateiname sortiert. Das manuelle Verschieben von Dias im Storyboard funktioniert wie bei Lightroom.

 

Wenn das Register STANDARDEINSTELLUNGEN gewählt ist, dann kann die Einblenddauer eines Bildes auf einen Schlag für alle Dias identisch eingestellt werden. Es ist aber auch möglich, diese für jedes Bild separat einzustellen. Dazu wählt man einfach das Register AUSGEWÄHLTE DIAS und markiert das bzw. die gewünschte Bilder.

Die Einblenddauer eines Dias wird in Aperture direkt im Thumbnail angezeigt. Sieht wenig elegant aus, ist aber wohl dem Umstand geschuldet, dass das Storyboard nur eine Ebene besitzt. Sehr »smooth« ist die Scrubbing-Funktion: Der Mauszeiger bewegt, sobald er sich im Bereich des Storyboards befindet, den Abspielkopf (so wird das zumindest in Flash genannt). Man kann auch Cursor dazu sagen. Führt man die Maus über ein Vorschaubild, ändert sich das Bühnenbild je nach eingestellten Effekten. Die Breite des Vorschaubildes fungiert quasi als Zeitleiste und der Cursor zeigt immer on-the-fly die aktuelle Zeit und den Zustand des Bildes zur dieser Zeit auf der Bühne an. Alles klar? Man muss es halt einfach live sehen, dann weiß man, wie ich es gemeint habe ;-) Eine Trennung in globale und bildspezifische Einstellmöglichkeiten gibt es bei Fotomagico nicht. Um die Einblenddauer oder andere Paramenter für alle Bilder gleichzeitig einzustellen, muss man sie alle markieren. Das ist jetzt für mich nicht aber kein gravierender Nachteil, weil man schließlich über die Menüleiste alles auswählen kann, ohne am Scrollbalken rumhantieren zu müssen.

In Fotomagico gefällt mir der Aufbau des Storyboards besser. Es sind verschiedene Ebenen vorgesehen. Dadurch werden die Zeitleistenelemente übersichtlicher voneinander getrennt. (Bild) Eine Echtzeit-Scrubbing-Möglichkeit wie bei Aperture gab es bislang nicht, soll aber mit der Version 3 von Fotomagico Einzug gehalten haben. Ich konnte sie leider noch nicht testen. Der Zeitüberblick ist auf jeden Fall nicht so intutiv gelöst wie bei Aperture. Man sieht nicht sofort und nicht so genau, wieviel Zeit an der aktuellen Position vergangen ist.

Übergangseffekte und Beschriftungen.

Apple Aperture ÜbergangseffekteApple Aperture BildbeschriftungApple Aperture bietet 15 Übergangseffekte, die man entweder global oder jedem Bild getrennt zuweisen kann. Die Dauer (»Weichheit«) des Übergangs kann bis auf die Hundertstelsekunde genau eingestellt werden. Das ist eventuell für Anwender interessant, welche die Überblendungen genau auf der Musik anpassen möchten. Ich hätte mir noch gewünscht, dass man in der Zeitleiste auf einen Blick sehen kann, welchem Bild welcher Übergang zugewiesen wurde.

Gut gefallen mir die Beschriftungsmöglichkeiten. Es kann eingestellt werden, was im Bild eingeblendet wird und wie der eingeblendete Text formatiert sein soll, natürlich wieder global oder für jedes Foto getrennt. Aperture kann hier deutlich punkten, denn man kann sich nicht nur den Dateinamen einblenden lassen, sondern auch Metadaten.

Eine Schwäche hat die Beschriftungsfunktion dann aber doch: es fehlen Werkzeuge für das Ausrichten auf der Bühne. Dadurch verliert man wieder ein bisschen der Zeit, die man durch automatische Generierung der Beschriftungen gewonnen hatte, weil man diese »Auge mal Pi« an den rechten Platz schieben muss.

Die Bildbeschriftungen können übrigens nicht animiert werden. Sie werden wie mit dem Bild »auf eine Ebene reduziert« ein- und ausgeblendet.

Wer die Präsentation ein bisschen aufpeppen oder thematisch untergliedern möchte, kann an beliebiger Stelle leere Bilder einfügen, mit oder ohne Text. Dies geschieht über das Pull-down-Menü, welches über der Zeitleiste platziert ist (Bild).

Bildbeschriftungen in Aperture 3

In Fotomagico gibt es die gleiche Anzahl an Übergangseffekten. Deren Dauer kann bis auf die Zehntelsekunde genau eingestellt werden. Zudem kann man alle Effekte auch noch feintunen, z. B. die Dynamik einer Einblendung erhöhen, indem man sie langsam beginnen und schnell aufhören lässt.

Ein deutliches Plus gegenüber Aperture ist, dass man sämtliche Übergangseffekte im Storyboard auf einen Blick identifizieren kann. Jeder Effekt besitzt sein eigenes Icon. Dieses ist zwischen den Bildern in der Zeitleiste platziert (Bild).

Wenn man sieht, welche Beschriftungsmöglichkeiten Aperture bietet, dann muss man glatt sagen, dass Fotomagico hier deutlich abfällt, mich sogar enttäuscht. Man kann zwar jedes Bild mit einem Titel versehen, allerdings muss man den Text selbst eingeben. Auch die Möglichkeit, Text zu importieren, ändert nichts daran. Denn der importierte Text schreibt sich schließlich auch nicht von alleine. Wer also zu jedem Bild den Ort oder Namen etc. einblenden möchte, der darf tippen.

Dafür können die Texte im Gegensatz zu Aperture animiert werden. Das Einfügen leerer Bilder ist ebenso möglich, es existiert dafür ein eigener Button.

 Slideshow mit Musik unterlegen

Das Einfügen von Sound in Aperture gelingt schnell und intuitiv. Man klickt rechts unten auf den Musik-Button. Daraufhin öffnet sich der Dateibrowser, über den die Wiedergabelisten und Musikstücke aus iTunes angesteuert werden können. Wer seine Musikstück nicht mit ID3-Tags versehen hat, könnte sich allerdings schwer tun, diese zu finden, denn die Auswahl erfolgt anhand dieser. Auf der anderen Seite kann man wohl bei iTunes-Anwendern davon ausgehen, dass sie ihre Songs einigermaßen gut getaggt haben, gibt schließlich dafür auch Automatik-Funktionen.

Um ein Musikstück in die Diashow zu bringen, zieht man es mit der Maus aus dem Dateibrowser in die Zeitleiste. Hat man es abgelegt, dann ist der Zeitraum grün hinterlegt, in dem es zu hören ist. Man kann die Position des Liedes auch noch nachträglich per Drag &Drop verändern. Außerdem kann man die Slideshow auch von Aperture an die Musik anpassen lassen, was ich jedoch nicht ausprobiert habe. (Bild)

Audio einladen in Aperture 3

Die Audioauswahl funktioniert in Fotomagico eigentlich genauso wie in Aperture. Wenn man das Lied in die Zeitleiste gezogen hat, wird es jedoch nicht überlagernd, sondern übersichtlich auf einer eigenen Ebene/Spur abgelegt. Es sind sogar mehrere Audiospuren möglich. Was mir nicht so gut gefällt ist, dass nicht der Titeltag im Soundbalken erscheint, sondern nur der Dateiname. Außerdem fällt die Auswahl eines Liedes deutlich schwerer, weil hier zwar der Titeltag erscheint, aber eben auch nur dieser, ohne Interpretenangabe. Wenn es also zwei Lieder gibt, die den gleichen Titel haben, z. B. »Baby love me alnight long«, dann muss man hoffen, dass man die Version des richtigen Interpreten erwischt.

 

Ken-Burns-Effekt anpassen.
Der Ken-Burns-Effekt kann direkt als Vorlage beim Anlegen der Diashow gewählt oder aber auch nachträglich auf die Bilder angewandt werden. Ken Burns? Braucht man den? Ich persönlich schon. Diashows erhalten dank dieses Effekts eine unheimlich edle Anmutung, aus statischen Bildern werden kleine Filme und man kann ihn auch wunderbar nutzen, um Details heranzuholen.

Der Ken-Burns-Effekt wird von Aperture standardmäßig schon so gut eingerichtet, dass man eigentlich nichts mehr nachbearbeiten muss – wenn man a) kein Perfektionist ist und b) keine Hochformatbilder hat. Denn diese werden standardmäßig so eingebunden, dass man sie ganz sieht, aber dafür auch den Bühnenhintergrund. Dadurch verliert der Effekt seine Wirkung. Es sieht dann mehr aus wie ein Bildschirmschoner aus grauer Vorzeit.

Dankenswerterweise bietet Aperture die Möglichkeit, den Ken-Burns-Effekt feinzutunen. Nach Klick auf BEARBEITEN erscheinen auf der Bühne zwei farbige Rahmen, welche die Bühne darstellen. Der grüne Rahmen zeigt an, wie das Bild am Anfang der Einblendzeit auf der Bühne liegt, der rote, wie es am Ende positioniert ist. Das Bild entwickelt sich also vom grünen Rahmen in den roten. Lappt der Rahmen über das Bild hinaus, ist der Bühnenhintergrund zu sehen, was bei Hochformatbildern wie gesagt anfangs immer der Fall ist.

Ken Burns in Aperture

Will man nun, dass der Hintergrund in der Präsentation verschwindet, dann muss man die Rahmenbreite soweit reduzieren, dass dieser nicht mehr über das Bild hinauslappt – und das logischerweise sowohl beim grünen als auch beim roten Rahmen. Je weiter die Rahmen auseinanderliegen und je größer der Größenunterschied der beiden Rahmen, desto schneller ist übrigens die Bewegung von einem Zustand zum anderen – natürlich nur bei konstant bleibender Einblendzeit.

Ken Burns in Aperture

Noch eine »künsterlische« Anmerkung: der Ken-Burns-Effekt wirkt dann am besten, wenn nur eine dezente Bewegung stattfindet. In meinem Beispielfilm, auf den ich weiter unten noch verweisen werde, ist das nicht immer der Fall. Dies liegt daran, dass ich die Gemälde einmal als Ganzes und dann auch noch Bilddetails etwas größer zeigen wollte. Hätte ich die Anzeigedauer auf 30 Sekunden erhöht, wäre die Bewegung schön langsam und »Ken-Burns-like«. Aber dann wäre die Dateigröße des Beispielfilms auch enorm angestiegen. Neben den künstlerischen Apekten gilt es also bei diesem Effekt auch die Dateigrößenentwicklung zu beachten.

Und noch etwas: Erfahrungsgemäß wirkt der Ken-Burns-Effekt dann besonders gut, wenn er abwechselnd leicht hinein- und herauszoomt. Dadurch entsteht ein sanfter, angenehmer Rhythmus. Was tun, wenn man den Zoomweg schnell ändern möchte? Ganz  einfach: links oben im Rahmen gibt es einen Button, der Start- und Endzustand vertauscht.

Das Modifizieren des Ken-Burns-Effekts ist in Aperture nicht schlecht gelöst, aber in Fotomagico deutlich intuitiver und damit besser. Zunächst wird man den Begriff »Ken Burns« in Fotomagico vergeblich suchen. Hier heißt das Ganze »Schwenken & Zoomen«. Klingt zwar eher nach einer Tanzfigur, aber im Endeffekt lässt man ja auch seine Bilder über die Mattscheibe tanzen.

In Fotomagico wird, wenn man diesen Effekt aktiviert hat, die Bühne in zwei Frames geteilt. Im ersten Frame ist die Startansicht zu sehen (entspricht also dem grünen Rahmen in Aperture) und im zweiten die Bildansicht zum Ende der Einblendzeit (also roter Rahmen). Um den Effekt anzupassen, skaliert und schiebt man keine Rahmen, sondern direkt die Bilder. Dies geschieht entweder per Ziehen an Rahmenanfassern, oder über einen Zoomregler. Das ist für mich definitiv intuitiver, weil man die Bühnenzustände immer so sieht, wie sie auch später bei der Präsentation zu sehen ist, die nicht zu sehenden Bereiche auch tatsächlich nicht zu sehen sind. (Bild) Die Rahmenkonstruktion in Aperture verlangt mehr Transferleistung und ist im Vergleich zu dieser Lösung auch ziemlich fuzzelig geraten.

Fotomagico kann darüber hinaus auch Drehungen einbauen. Dies ist in Aperture nicht möglich. Aber deswegen heißt es dort auch »Kern Burns« und hier »Schwenken & Zoomen«.

Diashow als HD-Film exportieren.
Endlich ist es möglich, Diashows von Aperture hochauflösend ausgeben zu lassen. Dazu klickt man auf den Button EXPORTIEREN und stellt das gewünschte Format ein. Man kann entweder aus vorgebenen Auflösungen wählen (für HD 720p oder 1080p) oder diese individuell anpassen.

Die Berechnung einer 8-minütigen Diashow hat auf meinem Mac Mini CoreDuo 1 GB Ram handgestoppt 1 Stunde und 30 Minuten gedauert. Das hört sich auf den ersten Blick langsam an, aber wer sich schon einmal mit HD-Filmen & Co. auseinandergestetzt hat weiß, dass man da einfach Zeit mitbringen muss. Ich empfinde die Wartezeit als erträglich, denn eine Slideshow berechnet man normalweise auch nur einmal bzw. erst dann, wenn man sie ein paar mal in der Vorschau geprüft hat.

HD Export in Aperture

Wegen dem HD-Export hatte ich mir ja damals Fotomagico angeschafft. Der Ausgabedialog bietet ein paar mehr Voreinstellungen als der von Aperture. Die Berechnungszeit ist mit 1 Stunde und 10 Minuten auch nicht unwesentlich kürzer als bei Aperture. (Bild)

Fazit

Die Diashow-Funktion von Aperture kann über weite Strecken gut mit der des darauf spezialisieren Programms Fotomagico mithalten. Ken Burns kann zwar nicht so komfortabel editiert werden, aber man gelangt trotzdem – ohne sich ärgern zu müssen – zum guten Ergebnis. Auch die Benutzeroberfläche ist nicht so intuitiv und aufgeräumt wie bei Fotomagico. Deutliche Vorteile besitzt Aperture beim Zusammenstellen einer Diashow: man kann die komfortablen Filtermöglichkeiten nutzen und bei der Beschriftung auf Metadaten zurückgreifen.

Für mich persönlich steht fest: als Aperture-Anwender brauche ich kein separates Diashow-Programm mehr. Wer allerdings noch kein Bildverwaltungsprogramm hat, braucht und sich so einen 500-MB-Boliden auch nicht installieren möchte, hat mit Fotomagico immer noch die einzige Alternative, um HD-Diashow mit Ken Burns zu erzeugen. Richtig Sorgen muss sich Boinx eigentlich erst machen, wenn auch iPhoto eines Tages den HD-Export erlernen sollte.

Bzeugsquellen:
Apple Aperture 3
Boinx Fotomagico 3 Pro

Hier ist der Beispielfilm. Er zeigt die Werke von Caspar David Friedrich, einem meiner Lieblingsmaler.