Windows 10 funkt nach Hause

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Neues Windows, neue Datenschutzbestimmungen: Windows 10 funkt eine Menge nach Hause. Das neue Betriebssystem gibt dem Benutzer aber auch neue Werkzeuge an die Hand, mit denen er steuern kann, was mit seinen Daten geschieht.

Windows 10 ist sehr viel enger mit Microsofts Web-Diensten verzahnt, als die Vorgängerversionen des Betriebssystems. Daher verwundert es nicht, dass Microsoft zum Windows-10-Start seine Datenschutzbestimmungen und den Servicevertrag für seine Dienste angepasst hat. Die neuen Datenschutzbestimmungen wurden zuletzt im Juli aktualisiert, der neue Servicevertrag tritt am 1. August in Kraft, zwei Tage nach dem Start von Windows 10. Horacio Gutiérrez, „Deputy General Counsel & Corporate Vice President, Legal and Corporate Affairs“ bei Microsoft feierte die neuen Bestimmungen schon im Juni als neuen Schritt zu mehr Einfachheit, Transparenz und Datenschutz.

European Digital Rights (EDRi), eine internationale Vereinigung von Bürgerrechtsorganisationen, sieht die Neuerungen naturgemäß kritischer. So weist die Organisation darauf hin, dass beide Richtlinien zusammengenommen (in der englischen Version) 45 Seiten lang sind und Microsoft weitgehende Möglichkeiten einräumen, auf die Daten der Nutzer zuzugreifen: „Man kann sagen, dass Microsoft sich im Grunde sehr weitgehende Rechte einräumt, alles einzusammeln, was Sie mit und auf Ihren Geräten tun, sagen und schreiben, um damit mehr zielgerichtete Werbung zu verkaufen oder Ihre Daten an Dritte zu verkaufen“.

Werbe-IDs für alle

Datenschutz-c1bb34d990b97338Zu den Einstellungen, die Windows 10 standardmäßig übermittelt, zählen unter anderem der Standort des Gerätes (abhängig von den Fähigkeiten des Geräts), der Web-Browser-Verlauf, Favoriten und Webseiten, die der Benutzer geöffnet hat, Apps, die der Nutzer aus dem Windows Store installiert hat, sowie „Daten zur Eingabe-Personifizierung“. Dazu zählen auch biometrische Daten über die Aussprache sowie den Schreibstil (Handschrift) des Nutzers und wie er auf Windows-Geräten tippt.

Windows generiert nach Angaben der Datenschutzbestimmungen für jeden Benutzer eines Gerätes eine unverwechselbare Werbe-ID. Diese kann von App-Entwicklern und Werbenetzwerken dazu verwendet werden, um „relevantere Werbung anzubieten“. Darüber hinaus kann Microsoft den Nutzer in der gesamten Microsoft-Welt – Windows-Geräte, Online-Dienste, XBox, et cetera – anhand des Microsoft-Logins wiedererkennen. Aktiviert man auf Windows-Geräten die Geräteverschlüsselung, erzeugt Windows 10 automatisch einen Wiederherstellungsschlüssel. Diesen Bitlocker-Schlüssel speichert das Betriebssystem per default im OneDrive-Konto des Nutzers, sprich: in Microsofts Cloud.

Cortanas Sammelleidenschaft

Die digitale Assistentin Cortana sammelt ebenfalls an den verschiedensten Stellen Informationen, um ihre Funktionen überhaupt anbieten zu können. Dazu zählen Daten aus dem Kalender, aus den Anwendungen, die verwendet werden, Informationen zu Anrufen und Kontakten sowie Inhalte von E-Mails und SMS-Nachrichten, und wie oft man mit diesen auf dem Gerät interagiert. Cortana holt aber auch explizit Informationen über den Nutzer per Nachfragen ein, etwa zu dessen News-Interessengebieten. Laut Microsofts Deutschland-Chef Alexander Stüger sollen die von Cortana gesammelten Daten aber nicht für Werbezwecke verwendet werden.

Nutzer können vieles deaktivieren

Die gute Nachricht: Windows 10 gibt dem Benutzer in seinen Datenschutz-Einstellungen weitgehende Möglichkeiten, zu sehen, was über ihn gespeichert wird. Dort kann man auch viele Optionen ändern. So kann der Benutzer den Zugriff auf die Werbekennung dort deaktivieren. Auch Cortana zeigt in ihrem Notizbuch, was sie über den Benutzer weiß. Bei der Festplattenverschlüsselung stehen auch andere Optionen offen, den Wiederherstellungsschlüssel zu speichern – zum Beispiel in einer Datei. Last not least kann man Windows 10 auch ohne Microsoft-Account einrichten.

 

Quelle= Heise Newsticker